So gerade verebbt die letzte Grippewelle. Wer sie hatte, war wirklich krank und lag vermutlich längere Zeit im Bett. Währenddessen arbeiten zu gehen, ist schier unmöglich.
Aber wie sieht es aus, wenn man „ein bißchen krank“ ist? Ein bißchen Schnupfen vielleicht? Ab wann sagst du: „Jetzt bleibe ich zu Hause.“? Bei vielen Arbeitnehmern ist es so, dass sie quasi noch mit dem Kopf unter dem Arm ins Büro gehen. Das zeigt doch Motivation! Einsatzbereitschaft! Ist das so? Wie sieht es mit der Arbeitsqualität eines Mitarbeiters aus, der einen großen Teil seines Leistungsvermögens nicht abrufen kann? Hier tritt der „Präsentismus“ auf den Plan: Er bezeichnet den Produktionsverlust durch physisch zwar anwesende Mitarbeiter (=präsente Mitarbeiter), die jedoch psychische oder physische Beeinträchtigungen mitbringen.
Auf die Frage: „Ist es in den letzten 12 Monaten vorgekommen, dass Sie krank zur Arbeit gegangen sind?“ antworteten innerhalb der WidO-Befragung (WidO=Wissenschaftliches Institut der AOK) im Jahre 2009 71,2% mit JA. Und in der gleichen Studie antworteten 29,9% der Befragten, dass sie in den letzten 12 Monaten gegen den Rat des Arztes zur Arbeit gegangen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass offensichtlich viele Beschäftigten trotz Einschränkungen zur Arbeit gehen. Eine andere Untersuchung zeigt, dass der entstehende Produktivitätsverlust durch Präsentismus bei 12% liegt. Damit liegt der Verlust bei etwa dem Dreifachen im Vergleich zum Absentismus – also dem Zustand, in dem ein Mitarbeiter aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen der Arbeit fern bleibt. Nicht gut, oder?
Das Arbeiten trotz Krankheit, also der Präsentismus, weist also höhere Einbußen auf, als der Mitarbeiter mit „Krankenschein“. Warum ist das so? Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Die Krankheit wird nicht vollständig auskuriert und dadurch verschleppt, evtl. auch chronisch.
- Der Leistungsabfall zieht sich über eine längere Zeit hin.
- Die Kollegen werden möglicherweise angesteckt.
Warum gehen wir eigentlich krank zur Arbeit?
Dafür gibt es nicht nur den einen Grund. Wir wollen unseren Kollegen nicht zumuten, unsere Arbeit mit zu erledigen. Wir wollen zeigen, dass wir voll motiviert sind und uns dem Unternehmen dazugehörig fühlen. Wir wollen unseren Arbeitsplatz sichern.
Ja, aber das alles können wir noch besser, wenn wir uns von unserer Krankheit vernünftig erholen. Und das geht meist schneller, wenn wir nur einige Tage zu Hause bleiben. Dazu ist es natürlich sinnvoll, wenn auch die Führungskräfte ein gesundes Verhalten vorleben. Wenn im Unternehmen grundsätzlich eine positive Gesundheitsstimmung herrscht, Gesundheit also als wichtiger Bestandteil der Firmenkultur wahrgenommen wird. Was hilft noch gegen Präsentismus?
- Ein sicherer Arbeitsplatz.
- Gesundheit als gelebter Bestandteil der Unternehmenskultur.
- Gesunde Arbeitsplätze: Ergonomie, wertschätzendes Verhalten, gesunde Verpflegung z.B. durch die Kantine, Betriebssportgemeinschaften…
Fazit:
Wer trotz Krankheit zur Arbeit geht, riskiert mehr, als er vermeintlich gewinnt. Er schadet seinem Arbeitgeber mehr, als er ihm geben kann. Aber Vorsicht: In diesem Artikel meine ich tatsächlich, den „Kranken“. Einmal niesen gehört noch nicht dazu und begründet keinen Krankenschein ;-))
Wenn du diesen Artikel gerade liest und mit „Gesundheit am Arbeitsplatz“ zu tun hast, freue ich mich besonders über DEINE Rückmeldung. Über die Rückmeldung aller anderen freue ich mich natürlich auch ;-))
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Ich finde den Artikel super, denn ich kenne sowohl Präsentismus als auch Absentismus sehr gut.
Aktuell bin ich abwensend von Arbeit da ich eine Erkältung habe, meine Arbeitskollegen sind der Meinung erhol dich erstmal richtig. Die Gesundheit steht an erster Stelle egal was der Arbeitgeber oder die Arbeitskollegen meinen. Doch ich war auch mal in der Situation, dass ich krank zur Arbeit ging, weil ich den Job behalten wollte und es schon schwierig auf Arbeit war, so nach dem Motto „krank feiern“ kommt nicht gut. Was wissen schon die Kollegen, die sich gerade eigentlich den Mund verbrennen. Denn wenn die verschnupft sind, einen dicken Kopf haben und schlapp sind, dann bleiben die doch auch lieber gern zu hause.
Ich bin der Meinung lieber mal etwas riskieren aber bitte nicht die Gesundheit riskieren.
Wenn der Arbeitgeber dann komisch kuckt, dann passt man wohl nicht zu einander.
Liebe Gabi, schön, dass du das aus persönlicher Sicht beschreibst. Und besonders „gut“ gefällt mir dein letzter Satz…wir alle sind ja schließlich keine Sklaven.